Kirchen

Mörtitz

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Der im Ursprung romanische Kirchbau steht, umgeben vom Friedhof, abseits des Dorfes im Muldetal. Die Bewohner des einst um die Kirche gelegenen Dorfes zogen wegen der Überschwemmungen später auf das hohe Flussufer.

Der Kirchbau besteht aus Saal und schmalerem länglichen und gerade schließenden Chor. Saal und Westhälfte des Chores sind in dunkelrotem hartgebrannten Backstein in gotischem Verband ausgeführt; der obere Teil des Schiffes dagegen mit hellerem, möglicherweise gleich altem Stein. In der Nord- u. Südwand finden sich die zugesetzten romanischen Portale. Der romanische Chor ist zu Beginn des 16. Jh. verlängert und erhöht worden. Drei originale Fenster mit gestuften Gewänden sind in der Ostwand des Chores erhalten.

Eine wesentliche Erneuerung fand bereits 1777 statt, bei der das Westportal und die jetzigen Fenster eingebrochen, die zweigeschossige Patronatsloge eingebaut und die Innenausstattung insgesamt erneuert wurde (Gedenktafel in der Kirche). Es finden sich an Ausstattungsstücken: ein gemauerter Altar mit hölzernem Kanzelaufsatz, eine hölzerne Taufe, eine Orgel (1779 mit dreiteiligem spätbarocken Prospekt), Kastengestühl beiderseits des Altars, sowie Emporen, getragen von Kandelabersäulen.

Die Kirche befindet sich zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Buches wiederum in einer größeren Renovierungsphase.

(aus: Spuren in Stein)

Juni 2020

260620moertitzBeim Läuten schwingt Turm nun nicht mehr

Der Mörtitzer Glockenturm strahlt im neuen Glanz. Dennoch ist nicht alles Gold was glänzt. Denn seit Herbst stabilisiert zwar ein neuer Ringanker den Glockenturm, der zuletzt beim Läuten fast in seiner Gesamtheit immer mitschwang. Doch es gibt ein großes Aber. Noch vor einem Jahr hatte man in Mörtitz gehofft, dass es für dieses Projekt Leader-Fördermittel gibt. "Die Hoffnung hat sich leider zerschlagen", erzählt Christine Ritter, die Vorsitzende des Mörtitzer Gemeinderates. Die Details kennt Pfarrerin Edelgard Richter. Danach habe das Projekt bei Leader zwar eine hohe Priorität bekommen. Doch am Ende habe das Geld eben knapp nicht für den Glockenturm gereicht. Christine Ritter: "Wir mussten daher die fast 10.000 Euro teure Sanierung trotz eines Zuschusses vom Kirchenkreis vor allem aus Spenden, Eigenmittel und Rücklagen stemmen." Ein Finanzbrocken, der der 85 Mitglieder zählenden Kirchengemeinde schwer im Magen liegt. Und das hat Konsequenzen: Denn für die ebenfalls notwendige Elektrifizierung des Geläuts, für die rund weitere 7.000 Euro benötigt werden, fehlt einfach das Geld. Dabei, so Christine Ritter, werde im immer schwerer jemanden zu finden, der das Läuten übernimmt. "Auch wenn wir für das Läuten noch am Strick ziehen", ergänzt ihr Vater, der ehemalige Ortsvorsteher Albert Reiche. Eine Zeit lang wird das aber noch so bleiben müssen. Der Glockenturm wird aber auch nach seiner Elektrifizierung etwas Besonderes bleiben. Denn im Gegensatz zur Kirche zog dieser, als Mörtitzer Vorfahren in höherer und damit hochwassersichere Gefilde umsiedelten, mit um. Sie wollten wenigstens die Kirchenglocken hören. Bis heute steht der Turm deshalb frei und separat direkt am Kindergarten des Ortes. Auch das regelmäßige Glockengeläut, das heute immer sonnabends um 18 Uhr, zum monatlichen Gottesdienst, zu Neujahr und beim Ausläuten Verstorbener ertönt, möchte damals wie heute kaum einer verzichten. "Bei uns wird auf Wunsch der Hinterbliebenen auch ausgeläutet, wenn jemand Nicht-Kirchenmitglied ist", wirbt Christine Ritter. Das hängt damit zusammen, dass sich die Dorfgemeinschaft in den 1960er-Jahren schon einmal kräftig für den Glockenturm ins Zeug gelegt hat. Vielleicht, so die Hoffnung von Christine Ritter, lasse sich daran anknüpfen.

Quelle: LVZ | 26.06.2020 | Ilka Richter

Mörtitzer Kirche soll neue Orgel bekommen

Die Orgel in der Kirche in Mörtitz hat seit Jahrzehnten keinen melodischen Ton mehr von sich gegeben. Zwei Chöre haben eine Spendenaktion gestartet – doch die einzusammelnde Geldsumme ist enorm.

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Mörtitz. Seit über einem halben Jahrhundert ist die Orgel in der Dorfkirche Mörtitz nun schon verstummt. Zuletzt ließen sich ihr im Jahr 1965 melodische Töne entlocken, weiß Christine Ritter, Vorsitzende des Gemeindekirchenrates in dem Doberschützer Ortsteil. Vandalismus habe dem historischen Tasteninstrument massiv zugesetzt. Unter anderem seien mehrere Orgelpfeifen gestohlen worden. „Da ist nichts mehr zu retten“, meint die Kirchenfrau.

moertitz18bChöre starten Spendenaktion
Stefan Srugies, der seit Sommer 2016 den Männerchor Lyra 1890 Mörtitz leitet, trauert dem Musikgerät besonders nach. „Jedes Jahr singen wir in der Kirche“, erzählt er, „sind dabei aber auf ein Keyboard angewiesen, das die gesamte Akustik im Saal zerstört.“ Deshalb verfolgt der 40-Jährige ein ambitioniertes Ziel: Er möchte, dass in fünf Jahren wieder eine Orgel in dem Gotteshaus erklingt. Dafür hat der gebürtige Naumburger, der vor rund zwei Jahren aus privaten Gründen nach Mörtitz gezogen und hauptberuflich als Physiotherapeut in Leipzig tätig ist, in der vergangenen Vorweihnachtszeit eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Damals – am ersten Advent – richteten der ortsansässige Frauenchor 2005 und der Männerchor Lyra ein gemeinsames Konzert aus, bei dem sie das „Ave Verum Corpus“ von Wolfgang Amadeus Mozart zur Aufführung brachten. Die Einnahmen flossen zu hundert Prozent in den Spendentopf. Ähnliche Veranstaltungen sollen in Zukunft folgen. Ein Spendenkonto ist bereits über die Kirche eingerichtet.

Unterstützung von Vereinen erhofft
Mit Konzerten allein ist der Neubau allerdings nicht zu stemmen. Zwischen 80 000 und 100 000 Euro fallen dafür an, schätzt Srugies, der unlängst Kontakt zu einem Orgelspezialisten aufgenommen hat. „Das ist natürlich eine ganze Menge Holz.“ Daher hofft er auf die Unterstützung lokaler Vereine und Firmen. Die könnten unter anderem befragt werden, ob sie einen Teil ihrer Einkünfte respektive eine feste Summe für eine Kirchenorgel spenden würden. Um weitere Mittel zu generieren, regt Srugies an, die Pfeifen der alten Orgel zu verkaufen. Auch sollen Flyer mit einem Spendenaufruf, die der Frauenchor entwickelt hat, im Ort und der Umgebung verteilt werden. In das neue Instrument könnten dann die Namen aller Spender eingraviert werden, sagt der Chorleiter. „Vielleicht sogar direkt auf die Orgelpfeifen.“ Ob das überhaupt möglich sei, wisse er aber nicht. Srugies betont: „Eine Kirche ohne Orgel ist wie ein Mensch ohne Herz.“ Mörtitz sei ein unwahrscheinlich lebendiger Ort mit einem facettenreichen Vereinsleben. Umso mehr schmerze das Fehlen einer wohlklingenden Orgel.

Spenden werden auf das folgende Konto erbeten: IBAN DE42 3506 0190 1551 5860 29; Zweck: Kirchengemeinde Mörtitz Orgel

Quelle: LVZ | Matthias Klöppel | 21. Februar 2018