Kirchen

Paschwitz

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Im Jahre 1778 musste der Pfarrer Fritzsche aus Sprotta seiner geistlichen Behörde berichten, die als Filialkirche dienende Witrowkirche wäre so baufällig, dass er nicht einmal auf der Kanzel vor Schnee und Regen sicher sei, und dass der Schulmeister beim Einläuten jedesmal den Einsturz des schwankenden Turmes befürchtete. Eine Lokalbesichtigung ergab, dass der Turm auf der einen Seite sich zehn Zoll gesenkt hatte, die mit Schindeln gedeckte Turmhaube ganz offen war, die Bänder des Glockenstuhls gebrochen und die Köpfe sämtlicher Dachbalken abgefault waren. Ein Kostenanschlag zur Reparatur wies die hohe Summe von 420 Thalern auf. Infolgedessen zweifelte man, 0b man nicht doch lieber gleich eine neue Kirche, und zwar näher in das Dorf Paschwitz, bauen sollte; ein Teil der Gemeinde war dafür, da die große Entfernung zur Kirche, zumal im Winter, den Besuch des Gottesdienstes sehr erschwerte, und wenn man jetzt nicht die Gelegenheit benutzte, würde man noch auf Jahrhunderte hinaus ein altes, unfömiges und sehr unbequemes Gebäude behalten; der andere Teil der Gemeinde scheute die Kosten und war mehr für eine Reparatur.

Um ein Unglück zu verhüten, musste vorläufig auf Anordnung des Konsistoriums der schiefe Turm abgetragen und die Öffnung mit Brettern verschlagen werden. Nach längeren Verhandlungen einigte man sich schließlich dahin, statt einer Reparatur einen völligen Neubau nach dem Muster der Strellner Kirche an einem im Dorfe Paschwitz gelegenen, geeigneten Platze auszuführen. Der Maurermeister Schneider in Böhlitz erklärte sich bereit, aufgrund seines Kostenanschlages den Neubau unter Benutzung der etwa noch brauchbaren Materialien der alten Kirche für 900 Thaler herzustellen. Das Konsistorium gab unter dem 16. Februar 1785 seine Genehmigung und bewilligte zugleich, dass aus dem Kirchenvermögen 500 Thaler verwendet, auch eine Kirchenkollekte in den Diözesen Eilenburg und Delitzsch abgehalten werde, – dieselbe ergab einen Betrag von 108 Thalern, 21 Groschen –, das Übrige nebst Hand- und Spanndiensten sollten die Eingepfarrten von Paschwitz und Mölbitz aufbringen.

Am 19. Juli 1785 machte sich eine aus dem Superintendenten Kranold, dem Thallwitzer Amtsschösser Dr. Friderici, dem Ortsrichter Uhlitzsch und einigen Gemeindevertretern bestehende Deputation auf, um einen geeigneten Platz auszusuchen und entschied sich schließlich für den Platz im unteren Dorfe. Ehe es jedoch zum Beginn des Baues kam, verwarf man den ursprünglich vom Maurermeister Schneider eingereichten Bauplan und entschied sich für den des Zimmermeisters Borrmann in Hubertusburg.

Unter dem 16. Februar 1786 wurde dann endgültig mit dem Bau begonnen. Während des Baues wurden nachträglich noch einige Änderungen des Bauplanes zur Ersparung von Kosten vorgenommen. Der Turm erhielt in seinem oberen Teile eine einfachere Gestaltung, das über der Sakristei geplante „herrschaftliche Betstüblein für die Patronatsherrschaft“, von welchem ein Fenster in die Kirche führen sollte, wurde ganz aufgegeben. Der Bau ging nur langsam vonstatten, zumal zeitweilig eine Differenz wegen der Spanndienste eintrat. Im Herbst war der Turm so weit fertig, dass am 19. Oktober 1786 der Turmknopf mit Fahne aufgesetzt werden konnte. Man benutzte dazu den gut reparierten Turmknopf nebst Fahne der alten Witrowkirche, nachdem man der Fahne die Jahreszahl 1786 eingeprägt hatte. In den Turmknopf wurde eine versiegelte Büchse eingelegt, welche eine Urkunde nebst geschenkten Münzen enthielt.

Den Winter über ruhte der Bau; im Frühjahre 1787 wurde derselbe fortgesetzt und besonders an der inneren Ausstattung gearbeitet. Nachdem der Maler mit der letzten Arbeit fertig geworden war, konnte die Kirche am 29. September 1787 eingeweiht werden.

Eine Orgel war in der neugebauten Kirche noch nicht vorhanden, dieselbe wurde erst fünf Jahre später beschafft und von dem Orgelbaumeister Johann Christian Friedrich Flemming in Torgau zum Preise von 110 Thalern angefertigt und 1792 aufgestellt. Soweit die Aufzeichnungen aus der Kühnemannschen Chronik.

Die alte Glocke aus dem Jahre 1495, die schon in der Witrowkirche hing, erfreut noch heute nach fünfhundert Jahren die Gemeinde mit ihrem Klang. Die größere aus dem Jahre 1670 wurde freilich dem Weltkrieg geopfert.

1982 regte Pfarrer Krauß die Gemeinde zur inneren und äußeren Renovierung der Kirche an. Die Dächer konnten zu diesem Zeitpunkt noch nicht instandgesetzt werden. Das Turmdach, das schon 1971 einmal repariert wurde, war 199l so baufällig, dass es abgetragen werden musste. Es wurde zu ebener Erde neu gezimmert, mit Kupferblech gedeckt und mit einem Kran wieder aufgesetzt. Das Dach des Schiffes wartet noch immer auf eine Neueindeckung.

(Aus der Chronik von Pfarrer Kühnemann ergänzt von Willy Lieder, Doberschütz)

April 2022

Paschwitzer Glocke darf vorerst nicht mehr geläutet werden

glocke paschwitz22Das waren keine guten Nachrichten für Pfarrerin Edelgard Richter, die ihr Tom Träger von der Firma Bernhard Zachariä aus Leipzig dieser Tage überbrachte. Denn die Glocke der Paschwitzer Dorfkirche darf ab sofort nicht mehr geläutet werden. Der Grund sind der Zustand des Glockenklöppels und die defekte elektrische Steuerung des Geläuts. „Wir haben das Problem mit dem Paschwitzer Glockengeläut schon eine ganze Weile. Immer, wenn zum Gottesdienst oder zum Abendläuten geläutet wird, setzt nach zwei-, dreimal Schlagen plötzlich das Geläut aus. Dann muss man immer wieder auf den Schalter drücken, so dass man wenigstens ein paar Mal die Glocken läuten lassen kann. Die elektrische Anlage zum Glockengeläut ist mittlerweile 27 Jahre alt und war nach der Wende einer der ersten, die die Glocke elektrisch steuert“, erzählte Pfarrerin Edelgard Richter.
Da aber erst vor zwei Jahren das Dach der Kirche instand gesetzt und dafür rund 100.000 Euro ausgegeben wurden, ist die Kasse des Pfarrbereiches Sprotta derzeit etwas klamm. Deshalb wollte man eine notwendige Reparatur so lange wie möglich rauszögern. Jetzt schaute sich aber ein Experte das Problem im Kirchturm genauer an.
Die Leipziger Firma Bernhard Zachariä gehört zu der ältesten noch bestehenden Turmuhrenfirma Deutschlands, die sich auch mit Glockengeläuten auskennen. Immerhin existiert die Firma schon seit 1808. „Zu meinem Aufgabengebiet zählen neben Turmuhren auch Läuteanlagen. Frau Richter hat uns über die fehlerhafte Anlange in Paschwitz informiert und heute schaue ich mir das Ganz einmal an“, sagt Tom Träger.
Über eine schmale Leiter geht es auf zwölf Meter Höhe in den Kirchturm. Der Experte weiß genau, wo er schauen muss, schaut mit zwei, drei Blicken genauer hin und zieht die Augenbrauen hoch. „Da ist nicht nur die Elektrik reparaturbedürftig, sondern auch die Klöppelaufhängung der rund 200 Kilo schweren Glocke. Sie ist defekt und hängt sprichwörtlich nur noch am seidenen Faden. Wir müssen die Glocke sofort außer Betrieb nehmen, um zu verhindern, das der schwere Klöppel sich ablöst und runter fällt“, so Träger.
Pfarrerin Edelgard Richter hatte die schlimme Nachricht erwartet. „Das ist schon schade, dass man jetzt nicht mehr läuten kann. Aber die Sicherheit geht vor. Jetzt hoffe ich, das wir die Reparatur so schnell wie möglich finanzieren können und es bald wieder in Paschwitz läutet. Wir werden im Pfarrbereich das Problem diskutieren und über mögliche Lösungen sprechen. Wahrscheinlich werden wir auch einen Spendenaufruf starten“, blickt Richter hoffnungsvoll in die Zukunft.

Quelle: LVZ | 25.4.2022 | Text + Foto: Steffen Brost

August 2020

Kirche in Paschwitz erhält neues Dach

Die Kirche ist seit einigen Tagen eingerüstet, daneben stehen Container und auch die ersten alten Ziegel sind verschwunden: In Paschwitz hat die Sanierung des Daches auf dem Kirchenschaff begonnen – der größten Kirche im Pfarrbereich Sprotta. Wie Pfarrerin Edelgard Richter sagte, sei das Unternehmen von Dachdeckermeister Karsten Hennig aus Liemehna mit den Arbeiten beauftragt worden. Es ist derzeit auch in Pehritzsch tätig – auch dort erhält die Kirche ein neues Dach. Die Pfarrerin ist froh, dass die Arbeiten nupaschwitz270820n endlich losgehen. Es war gar nicht so einfach, eine Firma zu finden, weil die über Monate volle Auftragsbücher hatten. So musste der Sanierungsprojekt sogar ein zweites Mal ausgeschrieben werden. Dabei stand die Finanzierung seit langem. Das Dach kostet etwas 125.000 Euro. Aus dem EU-Förderprogramm Leader gibt es einen Zuschuss in Höhe von rund 60.000 Euro. Weitere 20.000 Euro kommen von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Die übrigen 45.000 Euro sind kirchliche Mittel, darunter auch Spenden, die bei der Kirchgemeinde eingingen. Das Kirchendach war schon seit vielen Jahren in keinem guten Zustand mehr. An den alten Ziegeln taten sich viele poröse Stellen auf. Etliche Lücken waren sichtbar, bei Stürmen kamen Ziegel runter. Die wurden zwar zwischenzeitlich ersetzt, aber das nur aus Übergangslösung. Und jeder weitere heftige Wind hat neue Lücken hervorgetan. Das aber gehört nun bald der Vergangenheit an. Wie Edelgard Richter erzählt, sollen die Arbeiten bei voraussichtlich Ende Oktober andauern. Und dann erstrahlt die kleine Dorfkirche, die übrigens zuletzt Anfang der 1990er-Jahre ein neues Dach auf dem Kirchen erhielt, in neuem Glanz. Quelle: LVZ | 27.08.20 | Text + Foto: Nico Fliegner

 

Januar 2020

Dorfkirche in Paschwitz bekommt endlich neues Dach

paschwitz250120cLange hat es gedauert. Schon vor mehr als zwei Jahren hatte sich das Kirchspiel um Fördermittel aus dem EU-Programm Leader beworben – und wurde berücksichtigt. Nunmehr soll die Sanierung des Daches an der Kirche in Paschwitz beginnen. Wann genau und wie viel das Vorhaben kostet, erzählt Pfarrerin Edelgard Richter.

Paschwitz. „Das Geld ist längst genehmigt“, freut sich Pfarrerin Edelgard Richter. „Und die Paschwitzer fragen sich natürlich auch, wann es nun endlich losgeht.“ Im Frühjahr soll der Startschuss fallen. Dann bekommt die Dorfkirche, erbaut um 1786, ein neues Dach.

Zuschuss über EU-Förderprogramm
Lange hat es gedauert. Schon vor mehr als zwei Jahren hatte sich das Kirchspiel um Fördermittel aus dem EU-Programm Leader beworben – und wurde berücksichtigt. Für die Kirchendachsanierung gibt es einen Zuschuss in Höhe von 60 000 Euro. Insgesamt kostet das Bauvorhaben 124 000 Euro. Mit weiteren finanziellen Mitteln der Kirche und Spenden der kleinen Kirchgemeinde sei die Finanzierung weitgehend gesichert. „Die Paschwitzer sind schon sehr rührig und haben von benötigten 8000 Euro Spenden die Hälfte zusammengetragen“, erzählt die Pfarrerin. „Ein bisschen brauchen wir also noch.“ Doch Edelgard Richter ist guter Dinge, dass das klappen wird. Die Kirchgemeinde zählt 78 Mitglieder. Und auch für viele Paschwitzer, die nicht Mitglied der Kirche sind, ist das Gotteshaus ortsbildprägend und sie haben einen Bezug dazu.

paschwitz250120aZiegel fallen herunter
Das Dach der Kirche ist seit vielen Jahren in einem desolaten Zustand. „Wenn man auf dem Dachboden ist und die Sonne scheint, sieht man die Lücken besonders deutlich“, so die Pfarrerin. Bei Stürmen seien schon etliche Ziegel heruntergekommen. Das sieht man auch deutlich, wenn man von außen auf das Dach blickt. An verschiedenen Stellen sind rote Ziegel zu sehen, die notdürftig draufgesetzt wurden, wenn sich mal wieder ein Loch auftat. Die übrigen Ziegel sind grau bis schwarz und porös. Viele halten nicht mehr richtig. Zeit also, alsbald zu handeln.

Firmen mit vollen Auftragsbüchern
Dass sich der Baustart an dem größten Gotteshaus im Kirchspiel Sprotta verzögerte, hängt auch damit zusammen, dass Baufirmen auf dem Markt rar sind beziehungsweise volle Auftragsbücher haben. In den nächsten zwei Wochen soll der Auftrag erneut ausgeschrieben werden. Im Frühjahr muss dann gebaut werden, weil bis Ende Juli alles abgerechnet sein muss.

paschwitz250120bDie letzte größere Sanierung an der Kirche fand Anfang der 1990er-Jahre statt. „Das Turmdach, das schon 1971 einmal repariert wurde, war 1991 so baufällig, dass es abgetragen werden musste. Es wurde zu ebener Erde neu gezimmert, mit Kupferblech gedeckt und mit einem Kran wieder aufgesetzt“, ist auf dem Internetportal des Kirchspiels zur Paschwitzer Kirche zu lesen. Schon 1982 regte der damalige Pfarrer Krauß die Gemeinde zur inneren und äußeren Renovierung der Kirche an.

Letzte Sanierung in 1990er-Jahre
Ist die Dachsanierung beendet, gibt es aber noch viel mehr an dem Gotteshaus zu tun. Die Orgel,1792 aufgestellt, ist derzeit nicht bespielbar. Pfarrerin Edelgard Richter bedauert dies, da sich doch vor allem die Paschwitzer Kirche im Kirchspiel für musikalische Darbietungen anböte. Wahrscheinlich hat die Hitze in den vergangenen beiden Sommermonaten ihr Übriges dazu beigetragen. Wie aufwendig die Reparatur ist, sei derzeit nicht abschätzbar. Laut der Pfarrerin könnte sich die aber im überschaubaren Rahmen halten.

Spenden für die Dachsanierung sind möglich beim Kreiskirchenamt Eilenburg, IBAN DE42 3506 0190 1551 5860 29, unter der Angabe Spende für Kirche Paschwitz.

Quelle: LVZ | 25.01.2020 |Nico Fliegner